Architektur aus der Faschistischen Zeit

Architektur aus der Faschistischen Zeit

Der Rundgang verbindet die Gebäude, die zum europäischen Projekt ATRIUM – Architecture of Totalitarian Regimes in Urban Managements – gehören, das den architektonischen Bestand aus den Regimen des 20. Jahrhunderts bewahrt

Dauer: 2 Stunden.

Contacts: Ufficio Promozione Tel. +39 0543 749234; promozione@comune.forlimpopoli.fc.it

Station Nr. 1 – Oberschule (viale Matteotti, 54)

Madonna del Popolo
Der Rundgang beginnt an der Oberschule, wo Benito Mussolini 1901 seinen Schulabschluss ablegte. Das Gebäude, in dem sich heute die Hotelfachschule IPSSAR befindet, entstand aus dem Umbau der Schule, die 1891 in den Räumen des früheren Franziskanerklosters Santa Maria del Popolo eingerichtet worden war. Der Ausbau in den dreißiger Jahren nach einem Entwurf des Ingenieurs Giacomo Serughi und seiner Mitarbeiter spiegelt die Rhetorik des faschistischen Regimes, das alle Orte, an denen der Duce geboren und aufgewachsen war, zu Pilgerstätten machte. Diesem Geist entspricht die Monumentalität des Gebäudes, von dem die Vorhallen aus Sichtbackstein auffallen, die die Fassade der Madonna del Popolo aus dem 16. Jahrhundert in voller Höhe umfassen. Die neue Fassade blickt auf die Via Emilia und begleitet den Besucher, der nach Forlimpopoli kommt; der Rest des Gebäudes bewahrt eine gewisse formale Kohärenz mit der Fassade, denn es schließt an ihre Volumen und Höhen an. Innen zeigt der Komplex einen neoklassizistischen Geschmack, der in der monumentalen Marmortreppe, den Korridoren mit Gewölbedecke und den Pilastern zum Ausdruck kommt. Eine Ausnahme ist die halbrunde Aula magna, die neu gebaut wurde und durch das Flachdach mit Einsätzen aus Glasbausteinen geprägt ist.mattone. (foto Gabriella Fabbri)

Station Nr. 2 – Casa Balilla, später GIL (viale Matteotti, 17)

gilDas Gebäude wurde von Cesare Valle entworfen und zwischen 1934 und 1937 ausgeführt. In derselben Zeit plante der römische Architekt in der Romagna auch in Forlì, Predappio und Savignano Häuser für die Jugendorganisation der faschistischen Partei, die Opera Nazionale Balilla (OPN). Sie waren als Sport- und Kulturzentrum, aber auch für die ideologische Indoktrination der Jugendlichen gedacht. Mit der Gründung der Gioventù Italiana del Littorio, der Faschistischen Jugend Italiens, im Jahr 1937, in der die OPN aufging, wurde das Gebäude in GIL umbenannt. Es diente ursprünglich als Turnhalle und Kulturzentrum, dem ein Sportplatz mit dem neuen Fußballstadion angeschlossen war, das bei Bedarf auch für faschistische Versammlungen genutzt wurde. Das Gebäude ist dreiteilig mit einem Turm, der erst während des Baus auf direkten Vorschlag von Mussolini hinzugefügt wurde, um einen monumentaleren Eindruck zu erreichen. Der „männliche, äußerst moderne“ Turm hat eine abgerundete Fassade und geneigte Rückseite – zwei Elemente, die eine Dynamik und einen Schwung vermitteln, der typisch für die futuristische Avantgarde ist. Die anderen beiden Gebäudeteile sind für die 300 m² große Sporthalle mit einer Höhe über zwei Etagen und die Nebenräume bestimmt, die an drei Seiten um die Halle herum angesiedelt sind. Die so abgestuften Gebäudeteile, die Verwendung von Bullaugenfenstern, das Eisengeländer an den Dachterrassen und der Turm mit der runden Front aus Glasbausteinen erinnern an nautische Themen, die in der zeitgenössischen Architektur in den Ferienkolonien am Meer entwickelt wurden. In den 80er Jahren wurde der Gebäudekomplex für die Oberschule bestimmt und daher ausgebaut und überhöht, so dass das ursprüngliche Aussehen schwer zu erkennen ist.

Station Nr. 3 – Acquedotto Spinadello (Flusspark Meandri del Ronco – Selbagnone)

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Das Konsortium für das Wasserwerk der Gemeinden Lugo, Cotignola, Forlimpopoli und Bertinoro wurde 1928 gegründet; mit dem Bau wurde die Firma Pietro Cidonio in Rom beauftragt, der Entwurf stammt von den Ingenieuren Roberto Colosimo und Paolo Bo. Das Gebäude spiegelt den rationalistischen Stil, in dem die Funktion Vorrang hat vor der Form. Die Schlichtheit der Linien fällt gleich in den beiden einfachen Gebäudeteilen mit Flachdach in Form von Parallelepipeden auf, die von den großen rechteckigen schmucklosen Fenstern mit Eisenrahmen gegliedert werden. Im Originalentwurf waren Sichtbacksteine, unterbrochen von Lisenen und Rahmen aus Kunststein vorgesehen; diese stilistische Wahl wurde allerdings – abgesehen von den Lisenen im hinteren Teil und dem Sockel aus Kunststein – nicht umgesetzt. Während des Baus wurde ein niedriger Turm hinzugefügt, der die Fassade überragt und die Bedeutung des Gebäudes betonen sollte, denn auch das neue Wasserwerk spiegelt die propagandistische Philosophie des faschistischen Regimes, das öffentliche Bauwerke nicht nur nutzte, um die Infrastruktur zu modernisieren, sondern auch um Konsens zu schaffen. Sehr effektvoll ist die dreidimensionale Schrift «Acquedotto Spinadello», die sich in futuristischen Buchstaben gegen den Himmel abzeichnet. Auf dem eingezäunten Grundstück sind noch die ursprünglichen Versorgungsschächte vorhanden, erkennbar an den Säulen, durch die man die unterirdischen Kammern für die Wasserförderung erreicht. Das konsortiale Wasserwerk war bis 1986 in Betrieb; seitdem verfiel das verlassene Gebäude immer mehr. In den Jahren 2012-13 wurde es von der Stadt Forlimpopoli restauriert, um das Besucherzentrum für den Flusspark „Meandri del Fiume Ronco“ darin unterzubringen.

Testi di Gian Matteo Peperoni