Die Neuen Fabriken Des 19. Jahrunderts 

Die Neuen Fabriken Des 19. Jahrunderts 

Ein Rundgang zu Monumenten, Gebäuden und den neu angelegten Straßen im 19. Jahrhundert

Contacts:  RavennAntica +390543748071info@maforlimpopoli.it –  www.maforlimpopoli.it

Dauer: 2 Stunden und 30 Minuten.

Station Nr. 1. Die ‚neue‘ Piazza: Palazzo della Torre, die ‚neue Fabrik‘ und das Gebäude der Wohltätigkeitsanstalt (Piazza Garibaldi)

Palazzo della Torre - ForlimpopoliDie wichtigsten Änderungen, die im Laufe des 19. Jahrhunderts vorgenommen wurden, konzentrierten sich auf die ‚neue‘ Piazza, die heute den Namen von Giuseppe Garibaldi trägt. In diesem Jahrhundert wurden an der Westfassade der Burg die vier Bögen geöffnet, die die Piazza mit dem Innenhof der Burg verbinden. An der gegenüberliegenden Seite der Piazza, nahm das alte Rathaus, heute als Palazzo della Torre bekannt, die heutige architektonische Form an, in der der hohe Uhrturm hervorragt. Unten am Turm wurde eine Nische eingebaut, in der eine schöne Statue der Madonna Immacolata steht. Interessant ist, dass die Uhr aus dem 19. Jahrhundert, die von Hand aufgezogen werden musste, bis 1975 in Betrieb war – in jenem Jahr wurde sie durch einen elektrisch betriebenen Mechanismus ersetzt. Ebenfalls im 19. Jahrhundert wurde an der Südseite des Platzes ein neues Gebäude errichtet, das für den Arzt, den Chirurgen und den Tierarzt der Stadt bestimmt und als „neue Fabrik“ bekannt war; der Entwurf stammt aus der Feder des einheimischen Architekten Rufillo Righini. Heute gehört das Gebäude der Sparkasse fabbrica nuovaForlì, die darin die hiesige Filiale untergebracht hat. Schließlich wurde am Südwestturm der Burg ein dreistöckiges Gebäude gebaut, das durch seine neoklassizistische Loggia an der Hauptfassade auffiel. Es war zunächst in Privatbesitz und wurde dann der Wohltätigkeitsanstalt Congregazione di Carità vererbt; 1944 wurde er von den Deutschen abgerissen und nie wieder aufgebaut.

Teatro Verdi, seltenes Schmuckstück im Stil des 19. Jahrhunderts. (Piazza A. Fratti, 7-8)

Teatro Verdi Forlimpopoli - foto Gian Paolo SenniDas kleine Stadttheater ist noch heute ein Unikum unter den Theatersälen, die im 19. Jahrhundert in der Romagna entstanden. Es wurde 1830 im früheren Ehrensaal der Burg eingeweiht und trug zunächst den Namen von Carlo Goldoni. Aber schon 1878 wurde es nach dem Entwurf des Architekten Giacomo Fabbri (1843–1905) aus Bertinoro umgebaut und erweitert, um es den modernen Theateraufführungen anzupassen. Dabei wurde auch der ursprüngliche Aufbau als Logentheater durch zwei Ränge ersetzt, die von schlanken gusseisernen Säulen gestützt werden. Mit der Ausmalung des Saals (die heute zum Teil verloren ist) wurde der Maler Paolo Bacchetti (1848-1886) aus Forlimpopoli beauftragt. In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wurde der Saal für Kinoaufführungen umgebaut. Durch eine umfassende Restaurierung, die 1982 abgeschlossen wurde, wurde das kleine Theater wieder in seinen ursprünglichen Glanz versetzt. Heute erfüllt es die doppelte Funktion als Theater- und Kinosaal und ist en lebhafter Treffpunkt für die Stadtbevölkerung, denn hier finden zahlreiche Initiativen und Events der vielfältigen lokalen Vereine statt. Im Saal erinnert eine Gedenktafel an den berühmten Überfall des Briganten „Il Passatore“ mit seiner Bande in der Nacht vom 25. Januar 1851.

Tappa n. 3 - Loggia della misura, Loggia della Beccheria (Piazza Pompilio)

Piazza Pompilio - Forlimpopoli

Die Loggia della Beccheria ist das auffällige Gebäude mit dem Säulengang, das 1865 für die Schlachtung und den Fleischmarkt errichtet wurde. Der Entwurf stammt von dem einheimischen Architekten Giuseppe Tellarini. Die Loggia trägt noch heute den Namen „Beccheria“, mit dem man ursprünglich nur den Ort für den Geflügelmarkt und die Schlachtung bezeichnete (von “becco”, d.h. Schnabel), doch später wurde der Begriff auf alle Bereiche für den Handel mit Tierfleisch generell ausgedehnt.
Das Gebäude befindet sich an der Ostseite der Piazza Pompilio; sie entstand in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, als der nördliche Graben zugeschüttet wurde, um dem Handel in der Artusi-Stadt Platz zu verschaffen. Schon in den zwanziger und dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts waren an der Außenmauer der Burg zur Piazza hin Durchgänge eröffnet worden, um Ladenwerkstätten einzurichten. Hier wurden in der Tat vier Gewerbegeschäfte gegründet, drei davon Schlachtereien. Für sie wurde 1861 ein großer Eiskeller in einem Raum der Burg gebaut, der an die Betriebe angrenzt, um das geschlachtete Fleisch aufbewahren zu können. Der Eiskeller – der heute zum Ausstellungsrundgang des Archäologischen Museums Forlimpopoli gehört – blieb bis in die sechziger Jahre des 20. Jahrhundert in Betrieb.
Loggia della Misura. An die Loggia della Beccheria grenzt die Loggia della Misura (Loggia der Maße) oder Foro Annonario (Lebensmittelmarkt) an, die 1817 von der Stadtverwaltung von Forlimpopoli errichtet wurde. Sie spielte nicht nur eine bedeutende Rolle für die Handelsentwicklung, sondern stellte von Anfang an ein schönes architektonisches Element und damit eine Verbesserung des städtischen Umfelds dar. Noch heute zeichnet sich die Loggia durch die schlichten, eleganten Säulen toskanischer Ordnung aus, die sich an der Nordseite der Piazza Pompilio gut machen. In der Loggia della Misura wurden zwei Gedenktafeln angebracht: Eine erinnert an die pularul, die Geflügelhändler, und die andere an die baruzér, die Fuhrmänner, zwei Berufe, die (neben Geschäftsvermittlern und Pferdehändlern) in nicht allzu ferner Vergangenheit in Forlimpopoli weit verbreitet waren.

Station Nr. 4. Chiesa del Carmine: die neue Kirche und die Gemälde von Bacchetti (via Aurelio Saffi)

Foto 2 - Chiesa del Carmine - volta - E. Filippi bassaDie Chiesa del Carmine gehört durch Umbauten und Restaurierung zu den interessantesten Kirchen aus dem 19. Jahrhundert. Sie wurde 1626 gebaut und ursprünglich einer Gemeinschaft von Karmelitern übergeben, später kam sie an zwei Rektoren und zuletzt an den Pfarrer von San Rufillo, der noch heute dort die Messe zelebriert. Im 19. Jahrhundert wurden die Wände des Chorraums und die Apsiskuppel von dem einheimischen Paolo Bacchetti ausgemalt; von ihm kann man die Figuren der Engel und Heiligen, Glaube und Hoffnung, die Szene der Himmelfahrt Marias mit den Heiligen Simon Stock und Teresa von Avila und die Medaillons mit den vier Evangelisten bewundern. Wertvoll ist auch der Hauptaltar mit dem schönen holzgeschnitzten, bemalten und vergoldeten Altaraufsatz vom Ende des 17. Jahrhunderts, in der sich ein Gemälde miChiesa del Carmine - Longhi - E. Filippit pausbäckigen Engelchen befindet, das 1729 von dem hiesigen Maler Filippo Magri geschaffen wurde; es umrahmt eine Nische mit der hübschen Statue der Jungfrau vom Berge Karmel. Bemerkenswert ist auch die Altartafel am Seitenaltar links vom Eingang mit der Unbefleckten Empfängnis, die dem Maler Francesco Longhi aus Ravenna zugeschrieben wird (Anfang des 17. Jh.).

 

Foto E. Filippi

Station Nr. 5. Basilika San Rufillo: die ‚Fabrik‘ des 19. Jahrhunderts (via Pellegrino Artusi, 17)

Ein ebenso bedeutender Eingriff bezieht sich auf die Abtei, die den Namen des frühen Bischofs Rufillo trägt: Das Mittelschiff wurde um rund 2 Meter erhöht und von neuen Säulen begrenzt, die nun die älteren Pfeiler ersetzen, um das Dach zu stützen; gleichzeitig wurde auch der Bereich des Chorraums verändert und der Triumphbogen abgerissen, der auf den ursprünglichen Bau zurückging.

MONUMENTO BRUNORO I ZAMPESCHI - FOTO GABRIELLA FABBRI MONUMENTO BRUNORO II ZAMPESCHI - FOTO GABRIELLA FABBRIAn der Fassade der Kirche wird die Vorhalle mit acht Säulen vorgebaut, die die beiden Sarkophage der Zampeschi mit den Überresten von Brunoro I. und Brunoro II. enthält. Sie standen vorher im Chorraum und werden dem Bildhauer Jacopo Bianchi da Dulcigno (1530-1534 ca.) bzw. Andrea di Formaino (1591) aus Ravenna zugeschrieben. Es handelt sich um höchst wertvolle Beispiele für die Renaissancebildhauerei in Forlimpopoli. Im Inneren der Basilika San Rufillo kann man Werke des einheimischen Malers Paolo Bacchetti bewundern, der zwischen 1881 und 1886 die kleine Kapelle Ss.mo Sacramento und das Gewölbe des Mittelschiffes mit der Darstellung der vier Kirchengelehrten auszumalen.

Testi di Silvia Bartoli